Film-Scanner-Vergleichstest-Erklärvideo
Wer eine Super-8 Kamera besaß, der hat nicht nur Filme gedreht, sondern auch zahlreiche Erinnerungen festgehalten. So sind über Jahre viele Filmstunden entstanden. Diese Berge an Filmrollen zum Abtasten zu einer Firma zu tragen, wird teuer. Günstiger kann es sein, die Schätze selbst zu retten - unter einer Voraussetzung: Das Ergebnis muss stimmen.
Zum Digitalisieren liegt es nahe, direkt die Projektion abzufilmen: Also einfach eine Leinwand aufstellen. Den Super 8 Film darauf abbilden. Davor das Smartphone auf ein Stativ stellen und die Bilder aufnehmen...
Schön, wenn die Videoproduktion so einfach wäre....
Das Resultat bei obigem Vorgehen, wäre nicht sehr befriedigend. Es gibt verschiedene Probleme.
- Da das Smartphone selbst einen Schatten werfen würde, wenn man es direkt vor die Leinwand stellt, muss es schräg von der Seite auf die Projektion gerichtet werden. Durch die seitliche Position wird das Bild verzerrt aufgenommen.
- Super-8-Kameras nahmen bzw. nehmen meist 18 Bilder pro Sekunde auf. Heutige digitale Kameras filmen mit 25 bzw. 30 Bildern pro Sekunde. Der Unterschied der Bildwechselfrequenz läßt auf der Aufnahme einen wanderndern, horizontalen, dunklen Streifen entstehen, der die Wiedergabe stört. Hinzu kommt, dass im Projektor eine Umlaufblende die Projektion mit der doppelten Frequenz unterbricht.
- Durch die Projektion auf eine Leinwand verliert das aufgenommene Video eine Menge an Schärfe, die das Filmmaterial eingentlich hergeben könnte. Ärgerlich, wenn nur noch verschwommen ist, was einmal scharf war.
Viele Super 8 - Filme haben eine Tonspur. In dem Fall muss der Ton für ein befriedigendes Ergebniss stets direkt über den Audio-Ausgang des Projektors aufgenommen werden.
Somikon - Wolverine - Reflecta S8-N8 vs Reflecta S8+
Mit ein paar Tricks lassen sich diese Schwierigkeiten vermeiden. Doch auch wenn es möglich ist, den Film mit einem bessern Ergebnis vom Projektor abzufilmen, wird das Resultat bei einem Film-Scanner in der Regel mehr überzeugen. Das folgende Erklärvideo zeigt die Ergebnisse ohne und mit verschiedenen Scannern. So kann man über das eigene Vorgehen entscheiden.
Somikon - Wolverine - Reflecta S8-N8
Bei den drei Scannern 'somikon', wolverine' und 'reflecta super8 normal8' scheinen alle komplett bauglich zu sein. Aus meiner Sicht handelt es sich Geräte vom selben chinesischen Hersteller, die mit verschiedenen Markennamen vertriebenw erden. Der Test im Video wurde mit dem Somikon-Scanner durchgeführt.Hier noch einige Erkäuterungen:
Was bedeutet 30p?
Die Filmscanner nehmen Einzelbilder auf. Super 8 wurde normalerweise je nach Ladezustand der Batterien der Kamera mit ca. 18 Bildern pro Sekunde aufgenommen. Um nun die originale Geschwindigkeit der Bewegungen bei der Aufnahme zu erhalten, müsste das Video mit der Aufnahmegeschwindigkeit der Super-8-Kamera dh. 18 / 24 Bilder pro Sekunde (fields per second, fps) wiedergegeben werden. Diese Geschwindigkeit ist mittlerweile unüblich. Computermonitore laufen oft mit 60 Bildern pro Sekunde. Damit die Bewegungen auf Computermonitoren flüssig dargestellt werden, habe ich die Bildrate mit dem verwendeten Schnittprogramm Premiere als 18 fps interpretiert und dann in eine Sequenz mit 30 fps eingefügt. Das Schnittprogramm verdoppelt dann Bilder, um die Eingangsgeschwindigkeit an die festgelegte Ausgangsgeschwindigkeit anzupassen.
Das "p" steht für "progressiver Scan", im Gegensatz zu interlaced, bei Fernsehbildern.
Reflecta S8+
Der Reflecta S8+ Scanner scheint eine Eigenentwicklung der Firma Reflecta zu sein, die nicht mit dem Reflecta S8-N8 aus der vorherigen Gruppe übereinstimmt. Er ist hinsichtlich Chip und Ausführung ein höherwertiges Modell der Firma Reflecta. Der Reflecta S8-N8 nimmt ebenfalls Einzelbilder auf, fügt diese aber nicht zu einem mp4-Video zusammen, sondern gibt jedes Einzelbild getrennt als .jpg-Bild aus.
Leider scheint Reflecta die Produktion des S8+ Scanners aufgeben zu haben. Bei ebay werden jedoch noch Geräte angeboten.
1. Test: Das Ergebnis ohne digitale Korrektur
Bildstand: Der S8+ ist viel ruhiger.
Bildrauschen: Somikon katastrophal
Helligkeit und Kontrast: Der Somikon erscheint brillianter. Der Grund ist, dass das Gerät bereits automatisch eine Standard-Korrektur ausführt. Der S8+ überläßt diese Korrektur dem Anwender.
Das Ergebnis mit digitaler Korrektur
Beim Abtasten eines alten Super 8 Films sind nicht die dunklen Bereiche problematisch, sondern die hellen. Wenn der Film zu hell abgetastet wird, gehen in den hellen Bereichen die Details verloren. Darum habe ich mit dem Reflecta s8 plus relativ dunkel abgetastet und dann bei der digitalen Nachbearbeitung die Helligkeit korrigiert. Auf diese Weise bleiben die Details sowohl in den hellen als auch in den dunklen Bereichen besser erhalten.
Die digitale Korrektur wurde mit avisynth durchgeführt. Passende scripte können aus dem Netz herunterladen werden.
Oftmals wurde bei Super-8 mit langen Brennweiten aus der Hand gedreht. Dadurch entsteht das für Super 8 eigentümliche Bildwackeln. Mit einem passenden avisyth-script wird auch dieses störende Wackeln der Super-8-Kamera korrigiert.
Unabhängig von Bildstand, Details und Wackeln wirken beim S8+ Scanner die Farben natürlicher. In hellen Bildpartien bleibt die Zeichnung deutlich besser erhalten. Aus meiner Sicht hängt der S8+ den Somicon und co. um Meilen ab.
2. Test: Abfilmen mit Android vs. Reflecta S8+
Das Abfilmem mit dem Smartphone ist ein Abfilmen mit Tricks. Zunächst wird die Projektionsleinwand durch die Telescreen von Hama ersetzt. Die Telescreen ist ein Umlenkspiegel, über den das Bild von hinten auf eine Mattscheibe projiziert wird. So kann die Kamera ohne Schattenwurf in die Mitte vor die Projektion gestellt werden. Das Bild ist zwar seitenverkehrt, doch dieser Nachteil lässt sich auf einfache Weise im Schnittprogramm korrigieren.
Das größere Problem ist die Anpassung der Bildwechselfrequenz. Dies wurde in zwei Schritten erreicht. Zunächst wurde mit der App cinema fv-5 aufgenommen. Hier lässt sich die Bildwechselfrequenz auf 24fps einstellen. Der S8-Film wurde am Projektor ebenfalls mit 24 fps abgespielt. Das reicht aber noch nicht für eine Angleichung, denn die Bildrate beim Abspielen wird wegen mechanischer und elektrischer Toleranzen der Projektoren aus den 1970 - 1980 Jahren nicht genau 24 fps sein, so dass im aufgenommenen Video langsam aber sicher ein dunkler horizontaler Balken durch das Bild wandert. Darum wurde ein Bauer Projektor T525 verwendet. Bei diesem Projektor kann die Geschwindigkeit mit einem Potentiometer so fein nachreguliert werden, dass die Bildwechselfrequenz mit der Aufnahmefrequenz des Smartphones übereinstimmt.
Aber Achtung: Das Gerät muss dazu aufgeschraubt werden und das Potentiometer mit einem Schraubenzieher justiert werden. Ungeübten empfehle ich das Vorgehen keinesfalls.
Das Ergebnis des Abfilmens kann sich gegenüber der Somikon-Gruppe sehen lassen. Mit dem S8+ kann es aus meiner Sicht jedoch nicht konkurrieren.
3. Test: Reflecta S8+ vs Firma AVP
Das Bild zeigt links das Ergebnis mit dem S8Plus und rechts der Scan von AVP.
Der Unterschied ist kaum zu sehen. Allenfalls ist im oberen Bildbereich, eine leichte Kante zu erkennen. Bei anderen Stellen im Film erscheint der Scan von AVP etwas schärfer zu sein.
Fazit
Wer nur wenig zu digitalisieren hat, für den lohnt der Aufwand für einen eigenen Scanner nicht. Er ist besser bedient, wenn er sich an eine Firma wendet, die professionelle Scans anbietet. Wenn sich jedoch einige großen Filmspulen stapeln, kommt ein Do-it-yourself-Scan in Frage. Auf keinen Fall würde ich eines der billigen Modelle Somicon, Wolverine oder Reflecta S8-N8 wählen. Ich fände es zu schade, das eigentlich hochwertige Super 8 auf ein schlechtes Video herunter zu trimmen. Stattdessen würde ich mich für einen Super 8 Plus von Reflecta entscheiden und die Bildsequenzen entsprechend nachbearbeiten. Diese Digitalisierung ist den anderen Geräten deutlich überlegen und mit professionellen Studios aus meiner Sicht konkurrenzfähig.
Also los gehts: Super 8 - Schätze digitalisieren!
Hinweis:
Dieser Beitrag wurde erstmals im Februar 2021 veröffentlicht und zuletzt im Januar 2023 aktualisiert und ergänzt.
Er ist Gründer und Geschäftsführer von screenpulse Erklärvideo Videoproduktion in München und gewann zahlreiche Film- und Medienpreise: Max-Ophüls-Preis, Filmfestival Mannheim, German Business Award 2019 u.a. Er hat als Journalist unter anderem Fernsehbeiträge für Faszination Wissen - BR, Galileo - Pro7, Welt der Wunder - RTLII erstellt und Drehbücher u.a. für die Küstenwache - ZDF, Im Namen des Gesetzes - RTL geschrieben. In seinem Blog bei screenpulse beschäftigt er sich mit Video-Marketing, Erklärvideos und neuen Entwicklungen im Web. Starten Sie über die Kommentarfunktion gern einen Meinungsaustausch!
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Wir haben gerade in einer kleinen Runde das Video angeschaut und sind alle sehr begeistert! Unsere Dienstleistung ist sehr gut dargestellt und die Inhalte gut verpackt.
Mechthild Schmöller
Abteilungsleitung CareCenter - 4sigma GmbH
Das Ergebnis gefällt mir wirklich sehr gut – so können wir uns in einer professionellen und modernen Weise präsentieren. Ich freue mich, dass wir mit Ihnen einen wirklich kreativen Partner für die Umsetzung gefunden haben.
Stefan Mast
Business Development - Bay_Wa AG
Das Video ist wirklich sehr gut geworden, mit Mr. Tom. Hatte es Freitag auf unserer Betriebsversammlung gezeigt. Tom kann uns da bei weiteren Filmen bestimmt begleiten. Lieben Dank dafür.
Arne Claßen
CEO - k+h software
Bei der Expo hat alles hervorragend geklappt. Der Film ist sehr gut angekommen.
Stefanie Nau
HA II / 42 P - Landshauptstadt München
Die beiden Filme sind jetzt wirklich schön. Wir wurden auch auf der letzten Messe darauf angesprochen und haben Sie weiterempfohlen.
Sabrina Rammelt
Marketing - k+h software
Vielen Dank, hat ja super geklappt.
Dr. med. Martin Sachs
Facharzt für Arbeitsmedizin - Sportmedizin
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