Eine Echokammer ist ein sozialer Raum, in dem die eigene Meinung gespiegelt und nicht mit anderen Meinungen konfrontiert wird.
Was ist mit Multilingual-Video gemeint? Ein Multilingual-Video auch Multilanguage Video ist ein Video, das in mehreren Sprachversionen produziert wird. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Fassungen sowohl hinsichtlich der Sprache des Kommentars als auch der Schrifteinblendungen. Das Video kann auf diese Weise von Nutzern mit unterschiedlicher Muttersprache verstanden werden. Das ist ein Vorteil, wenn die Nutzer in ihrer Muttersprache über Chatgruppen kommunizieren.
In Chatgruppen mit beschränktem Nutzerkreis breiten sich oft Fehlinformationen aus. Dies gilt insbesondere für Communities von Menschen, die nach Deutschland gekommen sind und die sich in Ihrer Muttersprache mit Landsleuten über die Gegebenheiten hier austauschen wollen. Um Fehlinformationen entgegenzuwirken, müssen die korrekten Informationen in den Chatgruppen öffentlich werden. Eine gute Möglichkeit dafür ist insbesondere ein Erklärvideo. Damit es im Chat zur Kenntnis genommen wird, muss es unbedingt in der Sprache der jeweiligen Gruppe sein.
Was sind die besonderen Schwierigkeiten bei der Herstellung von Videos in mehreren Sprachen?
Zur Produktion bietet es sich an, ein Basis-Video ohne Texteinblendungen und ohne Kommentar zu erstellen. Für die verschiedenen Sprachfassungen werden danach die entsprechenden Texteinblendungen über das Basis-Video gelegt und ggf. der Kommentar in der entsprechenden Sprache dazu gesprochen. Wenn man so vorgeht wird man schnell feststellen, dass jede Sprache ihre eigenen Zeitlängen benötigt: so ist beispielsweise Englisch eine Sprache, in der die Sätze und Worte relativ kurz sind und wenig Zeit benötigen. Derselbe Satz in die polnische oder rumänische Sprache übersetzt und gesprochen braucht leicht ein paar Sekunden mehr. Wer also mit der Vertonung in einer der "schnellen" Sprachen anfängt, hat Probleme eine der "langsamen" Sprachen in die Szenen einzufügen. Darum ist es sinnvoll die Länge der Szenen des Basis-Videos für eine der "langsamen" Sprachen wie etwa polnisch auszulegen. Bei den anderen Sprachen, die weniger gesprochene Zeit benötigen, entstehen dann kleine Lücken, die dem Betrachter aber nicht als störend auffallen.
Ähnlich wie beim Kommentar verhält es sich bei Schrifteinblendungen: Bei unterschliedlichen Sprachen benötigen die Schrifteinblendungen unterschiedlich viel Platz. Was in der einen Sprache zwei Zeilen benötigt braucht in einer der "langsamen" Sprachen drei. Also bietet es sich an, den Platzbedarf für die Schrifteinblendungen an der "langsamsten" Sprache zu orientieren. Es ist leichter, für eine der "schnellen" Sprachen eine Zeile wegzulassen als für eine "langsame" Sprache eine Zeile ins Bild hineinzuquetschen, die das Design nicht sprengt. Schliesslich sollten die Texteinblendungen keine wichtigen Bildelemente überdecken.
Kriterien für die Übersetzungen
Ausgehend von einer Sprache müssen Übersetzungen von einer Vorlage erstellt werden. Damit diese Übersetzungen gut verwendet werden können, muss auf folgende Dinge geachtet werden:
- Die Anzahl der Anschläge dh. Buchstaben plus Leerzeichen der Übersetzung sollte in etwa mit der Vorlage übereinstimmen. Nicht länger werden, damit in anderen Sprachen keine Löcher entstehen. Es müsste sonst gekürzt werden.
- Die Vorlage hat einen Redefluss, an dem sich die Animationen im Video orientieren. Dieser Redefluss in Satzbau und Satzstruktur bei der Übersetzung berücksichtigen.
- Die Schrifteinblendungen müssen zum Kommentar passen, am besten dieselben Worte verwenden.
- Bei der Übersetzung des Kommentars jedoch Wortwiederholungen vermeiden.
Besonderheit bei Fachbegriffen: Transferphasen
Oft richten sich mehrsprache Erklärvideos an eine Zielgruppe mit anderer Muttersprache in Deutschland. Wenn zum Beispiel über Förderungsmöglichkeiten, wie etwa "Bafög", aufgeklärt werden soll, dann kann der Fachbegriff "Bafög" für Deutsche als solches verständlich sein. In anderen Sprachen muss der Begriff jedoch im Kommentar und in der Schrifteinblendung übersetzt werden. Die Redaktion muss entscheiden, wieviel Zeit und Platz für Erkläuterungen in den anderen Sprachen dafür gelassen werden muss. Eine Erläuterung ist wichtig, um dem nicht-deutsch sprechenden Betrachter den inhaltlichen Transfer zu ermöglichen. So wird er das Video besser verstehen.
Der Bedarf nach Erklärvideos in mehreren Sprachen steigt
Stell Dir vor, Du kommst in ein neues Land, willst dort leben, arbeiten, einkaufen… Alles wäre möglich - im Prinzip nur… Die Sprache, die dort gesprochen wird, verstehst Du nicht. Du kennst die Regeln nicht, die für Beschäftigung, für Miete gelten, kannst keine Kaufberatung einholen… Was würdest Du machen? Naheliegend ist die Informationen in deiner Muttersprache aus dem Internet zu bekommen. So machen es viele, die aufgrund der Freizügigkeit der EU nach Deutschland eingewandert sind.
Diese Möglichkeit, sich mit Landsleuten über Probleme am Arbeitplatz und andere Alltagsthemen auszutauschen, erscheint naheliegend. Doch der Austausch in Chatgruppen von facebook oder instagram birgt auch ein Problem: Kaum einer dort kennt sich wirklich aus. Mancher ist überzeugt, etwas zu wissen, ob wohl es im Detail nicht stimmt. In der Community der Muttersprachler werden oft Vermutungen ausgetauscht, die nach und nach zu Gewissheiten werden. Aus Fehleinschätzungen werden scheinbare Wahrheiten. Die Chatgruppen werden zu Echokammern.
Wenn diese Hinweise beachtet werden, sollte die Produktion von Erklärvideos in mehreren Sprachen gelingen - also viel Erfolg beim ersten Projekt!
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